Deutschland - Dänemark: „Brandgefährlich“ – Rudi Völler warnt vor Dänemark - WELT (2024)

Stand:27.06.2024 | Lesedauer: 4 Minuten

Sonne beim Training am Vormittag und ein Kaffee am Mittag – Rudi Völler war Mittwoch bester Laune. Der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gab im EM-Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eine Pressekonferenz. Frisch frisiert – er war kürzlich kurz zu Hause in Düsseldorf und ließ sich dort die Haare schneiden. Zurück in Franken warnte Völler eindringlich vor Dänemark, dem Gegner im Achtelfinale am kommenden Samstag (21 Uhr/ZDF und MagentaTV) in Dortmund.

„Das ist ein brandgefährlicher Gegner, das wissen wir“, betonte der 64-Jährige. Die dänische Mannschaft hatte sich mit drei Unentschieden in der Gruppenphase für die K.-o.-Runde qualifiziert. „Es ist eine sehr körperbetonte, robuste Mannschaft, die es jedem Gegner schwer macht, die Chancen zu kreieren“, so Völler. Der Gegner sei kopfballstark auch bei Standardsituationen, tue sich aber schwer, Tore zu erzielen. Alle würden sich auf das Spiel freuen: „Jetzt ist ein neuer Wettbewerb, jetzt ist K.-o.-System, Achtelfinale, jetzt zählt es. Und wir sind gewappnet!“

Andere halten Dänemark für weniger stark. Michael Ballack war jahrelang Kapitän der deutschen Nationalelf. Der 47-Jährige sagte Dienstagabend nach dem 0:0 der Dänen gegen Serbien und dem parallelen 0:0 zwischen England und Slowenien bei MagentaTV: „Vor den Dänen brauchen wir uns nicht zu fürchten.“ Ihre Gruppe sei eine der schwächsten gewesen. „Nur sieben Tore geschossen, alle Teams zusammen. Wenn wir die zwei Spiele heute gesehen haben, hat sich das eigentlich bestätigt, was die beiden Favoriten in der Gruppe abgeliefert haben: relativ pragmatisch, harmlos, nicht kreativ, null Inspiration.“ Deutschland habe zudem zwei Tage mehr Zeit zur Regeneration. „Es ist ein kleiner Vorteil, wenn du sechs Tage hast.“

Ausgeglichene Turnier-Bilanz

Der dänische Verteidiger Jannik Vestergaard sagte hingegen, Deutschland sei zu schlagen. Völler sieht das gelassen: „Was soll er auch sagen? Wenn die Schweiz jetzt Erster geworden wäre, hätte er genau die gleiche Aussage getätigt. Dänemark hat natürlich eine gute Mannschaft, das wird ein schweres Spiel. Aber das waren die letzten beiden Spiele auch und wenn wir ein, zwei Fehler abstellen, dann werden wir ins Viertelfinale einziehen.“

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Die deutsche Gesamtbilanz gegen Dänemark ist positiv, die Turnierbilanz ist es nicht. Es gab drei EM-Spiele 2012, 1992 und 1988 sowie eine WM-Partie 1986. Beide Teams gewannen jeweils zwei Partien. Bei einer EM trafen beide Nationen zuletzt in der Vorrunde bei der EM 2012. Die deutsche Mannschaft gewann 2:1. Dänemarks Nationaltrainer Kasper Hjulmand trainierte 2014/2015 den 1. FSV Mainz 05, war damals Nachfolger Jürgen Klopps.

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„Das ist wirklich ein großartiges Spiel“, sagte Hjulmand mit Blick auf Samstag. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn man gegen den Gastgeber spielt.“

Wozu die Dänen bei einem Turnier in der Lage sind, zeigten sie 1992 in Schweden: Weil das eigentlich qualifizierte Ex-Jugoslawien aufgrund des Balkankonflikts kurzfristig vom Turnier ausgeschlossen wurde, rückten die Dänen nach. Die Spieler mussten aus dem Urlaub eingeflogen werden. Sie sorgten für die Sensation und gewannen das Finale gegen amtierenden Weltmeister Deutschland 2:0.

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Völler musste damals zuschauen, da er sich im ersten Spiel den Arm gebrochen hatte. „1992 war es besonders bitter für mich. Beim Finale wurde ich dann eingeflogen, wollte als Glücksbringer fungieren“, sagte Völler Mittwoch: „Aber die Dänen waren damals einfach gut, das muss man so sagen – und sind verdient Europameister geworden.“

Julian Nagelsmann bangt um Antonio Rüdiger

Völler ist eng an der Mannschaft, sieht oft beim Training zu und tauscht sich mit Julian Nagelsmann aus. Der Bundestrainer musste Mittwoch die Vorbereitung auf das EM-Achtelfinale ohne Abwehrchef Antonio Rüdiger starten. Es droht damit weiter ein Ausfall der kompletten Innenverteidigung am Samstag in Dortmund, da Jonathan Tah nach zwei Gelben Karten gesperrt ist. Rüdiger hatte sich Sonntag beim 1:1 gegen die Schweiz eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen. Noch ist unklar, ob er bis Samstag fit wird.

Zum Fitnesszelt am Trainingsplatz in Herzogenaurach kam Rüdiger Mittwochvormittag ohne Fußballschuhe. „Er hat eine kleine Laufeinheit gemacht. Aber wir müssen von Tag zu Tag abwarten und uns mit der medizinischen Abteilung beraten“, so Völler. „Er wird zwei- bis dreimal täglich behandelt. Aber im Moment ist es zu früh, um etwas Endgültiges zu sagen.“

Sollte auch Rüdiger ausfallen, muss Nagelsmann eine neue Innenverteidigung aufstellen. Der Dortmunder Nico Schlotterbeck und der bei der EM noch nicht eingesetzte Stuttgarter Waldemar Anton kämen dann wohl erstmals gemeinsam bei einem Länderspiel zum Einsatz.